Die „Blue Zones“ – Orte der meisten Hundertjährigen

Auf der Suche nach Langlebigkeit, Gesundheit und Glück. Ewiges Leben – ein Traum, der die Menschheit seit Jahrhunderten begleitet und so wird nach der Quelle ewiger Jugend gesucht und geforscht.

Über die vielen Jahrhunderte sind um das Thema langes und gesundes Leben viele Mythen und Halbwahrheiten entstanden. Schaut man genauer hin, sind es meist Verkaufs- oder Marketingtricks, die zum Kauf bestimmter Produkte animieren möchten und mit leeren Versprechungen aufwarten. Dann sind es wieder die Gene, an denen wir nicht rütteln können, aber tatsächlich besagen Studien, dass die Gene nur zwischen 10-20 % ausmachen und 80-90 % von unserer Lebensführung bestimmt wird. Aber wie erreicht man denn nun ein stolzes Alter und das am besten kerngesund?

Um fundierte Ergebnisse zu dem Thema liefern zu können, haben sich Forscher auf die Suche gemacht zu den Menschen, die es wirklich wissen müssen: zu den Menschen, die besonders alt, gesund und glücklich leben. Dazu haben sich Forscher Personenstandregister angesehen, um herauszufinden wo weltweit die ältesten Menschen leben und die Orte auf der Landkarte blau markiert und dann besucht. So entstand auch der Name dieser Orte, die „Blue Zones“. Diese Bezeichnung fand sich erstmals 2003 in einer wissenschaftlichen Arbeit (The Blue Zones areas of exceptional longevity around the world) wieder, gelang so in die Öffentlichkeit und wurde zum offiziellen Namen für die immer bekannter werdenden Orte der Hundertjährigen.

Besonders auffällig ist nicht nur das stolze Alter der Bewohner der „Blue Zones“, sondern auch die überdurchschnittliche Gesundheit, denn die typischen westlichen Zivilisationskrankheiten sind sehr gering bis gar nicht aufzufinden. Noch dazu strotzen die Bewohner trotz des hohen Alters oft vor Kraft und Energie.

Allgemeine Informationen über die „Blue Zones“

Die Orte mit den ältesten Menschen sind bis auf eine Ausnahme rund um den Globus verteilt, entlang dem Äquator angesiedelt und liegen in warmen bis tropischen Klimazonen. Obwohl Statistiken besagen, dass ein höheres Einkommen und eine gute Ausbildung zu einem längeren Leben beitragen, fallen fast alle „Blue Zones“ aus diesem Raster. Sie liegen eher in kärgeren und ärmeren Gegenden, mit wenig bis gar keiner modernen Zivilisation und gelten als weniger gut gebildet. Sie sind oft sehr tief mit ihren Traditionen verbunden und halten an ihren alten Lebensweisheiten fest. Besonders gesund sind jedoch diejenigen, die zum einen ihrem traditionellen Lebensstil folgen, zum anderen aber auch gewisse Errungenschaften aus dem modernen Leben zulassen, insbesondere die der Gesundheitsfürsorge.

Die Gemeinsamkeiten und Kriterien der Menschen für ein langes Leben

In jedem Land haben sich eigene Kulturen entwickelt, die durchaus voneinander abweichen. Erstaunlich ist, dass trotz der Entfernung der jeweiligen Blue Zones, die Muster der Lebensführung dieser Menschen sehr viele Ähnlichkeiten aufweisen, obwohl sie sich nicht gegenseitig beeinflussen konnten und nie begegnet sind. Die Blue Zones sind im Einzelnen:

  • Loma Linda, Kalifornien, USA
  • Nicoya, Costa Rica
  • Acciaroli, Italien
  • Sardinien, Italien
  • Smaland, Schweden
  • Ikaria, Griechenland
  • Okinawa, Japan

Nach vielen Jahren der Forschung konnten die Wissenschaftler für diese Blue Zones gemeinsame Verhaltensmuster und Gewohnheiten in den Bereichen, Ernährung, Bewegung, Entspannung und Sozialleben zusammentragen, die so oder so ähnlich gelebt werden und so Kriterien für ein langes und gesundes Leben aufstellen:

  • Mäßiges Essen, geringe Kalorienzufuhr, hohe Mikro- und Makronährstoffaufnahme
  • Magen max. zu 80 % befüllen (in Okinawa existiert für diese Regel eine eigene Redewendung)
  • Pflanzenbasierte Kost mit wenig Fleisch und Fisch - Fleisch weist hier ein anderes Fettsäuremuster auf durch die eigene natürliche Weidetierhaltung, die nicht vergleichbar ist mit Fleisch aus konventioneller Haltung
  • Die Gewichtung der Mahlzeiten ist anders gesetzt!
  • Frühstück: wird oft ausgelassen oder in flüssiger Form zu sich genommen - Durch das Weglassen wird automatisch ein Zustand des intermittierenden Fastens erzeugt, welches viele gesundheitliche Vorteile mit sich bringt
  • Mittagessen: ist oft die üppigste Mahlzeit des Tages – perfekt ist danach die Mittagssiesta
  • Abendessen: ist eher eine leichte Kost
  • Mahlzeiten werden meist in sozialen Gefügen eingenommen und nicht allein
  • Genuss in Maßen ohne Stress und Hektik, gerade im Mittelmeerraum wird gerne zu einem Glas Wein gegriffen, der durch eigene Herstellung eine sehr hohe Polyphenoldichte aufweist
  • Natürliche Haltbarmachung von Lebensmitteln über Trocknung, Fermentation und Einlegen ohne Konservierungsstoffe
  • Natürliche Süße aus Honig oder Datteln ohne industriellem Weißzucker

Bewegung

  • Stetige aber moderate Bewegung ohne sich zu sehr zu verausgaben z. B. durch Gartenarbeit, viel zu Fuß laufen, Tiere versorgen, Fischen gehen
  • Kräftezehrende Extremsportarten werden nicht ausgeübt

Entspannung

  • Stress, Hektik, Termindruck, Freizeitstress– all das kennen die Bewohner der „Blue Zones“ nicht.
  • Auch wenn sie ständig in stetiger Bewegung sind, herrscht eine gemütliche Grundhaltung. Wie aus einigen Studien herausging ist Stress genauso ungesund wie Rauchen
  • Bekannt ist auch die Mittagssiesta in den Mittelmeerländern, die bewiesenermaßen zur Gesunderhaltung beiträgt.

Sozialleben/Sinnhaftigkeit

  • Das Sozialleben spielt in allen „Blue Zones“ eine elementare Rolle, die Familie ist mitbestimmend am Alltag eines jeden Einzelnen und das Gemeinschaftsgefühl überragt. Jeder bringt sich in dieses Gerüst mit seinen Stärken ein und es wird sich gegenseitig unterstützt und jeder wird „gebraucht“. Dieses Gefühl gebraucht zu werden, ist ein sehr starker Indikator für ein langes Leben.
  • Ein Zugehörigkeitsgefühl haben fast alles Blue Zone Bewohner auch durch Tradition und Religion. Wer einen Platz in einer Gemeinschaft hat, fühlt oft auch mehr Sinn in seinem Leben als Menschen, die sich keiner Gruppe zugehörig fühlen, oder schlimmer noch, sich einsam fühlen.

Übertragung auf unser Leben und was wir für uns daraus mitnehmen können

Wir können die 10-20 % der Genetik nicht beeinflussen, auch können wir nicht alle unseren Lebensmittelpunkt in die Blue Zones dieser Welt verlegen. Aber wir können uns einige ihrer Lebensgewohnheiten aneignen und können durch unseren Lifestyle dazu beitragen, unser Leben gesünder zu gestalten und hoffentlich auch in den Genuss der 100 Jahre zu kommen, oder zumindest gesund alt zu werden.

Was können wir von den Bewohnern der Blue Zones lernen:

  • Ernährung so natürlich wie möglich gestalten ohne viele Industrieprodukte und möglichst nur biologische Lebensmittel kaufen. Nahrung selbst frisch kochen lässt einen bewusster werden und man weiß, was darin steckt. Wer zeitlich immer eng getaktet ist, kann auch Vorkochen und portionsweise einfrieren. So greift man weniger zu Fertigprodukten
  • Mehr Bewegung in den Alltag einbauen, das Auto stehen lassen und zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren. Wer zu weit fahren muss, der kann 20 Minuten entfernt parken und den Rest zu Fuß gehen. Helfen kann dabei auch ein Schrittzähler, denn Wissenschaftler fanden heraus, dass mind. 10.000 Schritte pro Tag zurückgelegt werden müssen, um die Gesundheit langfristig zu erhalten. Die Blue Zone Bewohner schaffen mindestens das Dreifache durchschnittlich pro Tag
  • Soziale Beziehungen pflegen und aufbauen, aber auch toxische Beziehungen beenden
  • Sich Hobbies und Gemeinschaftsgruppen suchen in denen man sich wohl und aufgehoben fühlt und die im besten Fall sinnstiftend sind für einen persönlich.

Nichts in diesem Leben kann uns eine Garantie geben, aber wenn wir uns wieder mehr zurückbesinnen zu einem natürlicheren Leben und einige Punkte in unserem Leben umsetzen, ist zumindest die Chance gestiegen, länger und vor allem gesünder zu leben.

Jessica-Ann Becke

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