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Ein Lifestyle bzw. ein Lebensstil ist eine Art und Weise zu leben, ja ein gewisses wiederkehrendes Handlungsmuster, das für einen diffusen Personenkreis charakteristisch ist, diesen von anderen Personen und Lebensweisen abgrenzt. Die Hippies, die Punks, die Rocker oder die Hipster sind prominente Beispiele für unterschiedliche Subkulturen und die für sie bezeichnenden Lifestyles. Im vorliegenden Artikel wird der Frage nachgegangen, inwieweit die neuerdings an Popularität gewinnende E-Zigarette ebenfalls Ausdruck eines Lifestyles ist.
Ein Lebensstil umfasst begriffsgemäß die gesamte Lebensführung: Von der Kleidung über das Essen, über die Kultur und die Freizeit, bis hin zu Meinungen und Einstellungen. Er kann schichtübergreifend auftreten, was im Wesentlichen damit zusammenhängt, dass im Zuge der Modernisierung und der damit einhergehenden Prozesse der Individualisierung sowie der Pluralisierung von Lebensformen, das Verhalten von Menschen sich von ihrer Schichtzugehörigkeit nach und nach entkoppelt hat. Der französische Soziologe Pierre Bourdieu beschrieb Lebensstile anhand dreier Dimensionen: Dem ökonomischen Kapital (Vermögen, Einkommen), dem kulturellen Kapital (Bildung, Geschmack) sowie dem sozialen Kapital (soziale Netzwerke). Das daraus entstehende Mischverhältnis bezeichnet Bourdieu auch als „Habitus“.
Durch den Habitus - oder eben den Lebensstil - kommt zum Ausdruck, wie sich Menschen voneinander differenzieren und zugleich Zugehörigkeit signalisieren. Bestimmte Regeln lehnen sie ab, während sie andere akzeptieren und wie selbstverständlich befolgen - sei es hinsichtlich der Mode, des Essens, der Musik, der Freizeit oder was auch immer.
Auch sie erscheint jetzt irgendwie paradox: Zum einen drückt sie eine gewisse gesundheitsorientierte Haltung aus; zum anderen verspricht sie gleichzeitig die von den Rauchern so geschätzten Vorzüge beizubehalten. Nur Vorteile sozusagen. Aus völlig amoralischer Sicht ist sie - ohne irgendwem zu nahe treten zu wollen - ein wenig wie kalorienreduzierte Lebensmittel, wie biologisch und ethisch saubere Klamotten, wie alkoholfreies Bier. Allen gemeinsam ist die Struktur, dass man das jeweils als schädlich Eingestufte herausfiltert, ansonsten aber weitgehende Verzichtslosigkeit und das Vorne-mit-dabei-Sein suggeriert. Man zählt sich zur der Avantgarde, die zwar alternativ, aber dennoch modern lebt; die nichts an Lebensqualität verliert, sondern mindestens erhält und bestenfalls etwas dazugewinnt. Es ist ein Verhaltensmuster, das vernunftgeleitet anmutet.
So ist mit der E-Zigarette eine regelrechte Subkultur entstanden, nämlich die der „Dampfer“. Es ist quasi mehr als nur Ausdruck eines Lifestyles - es ist ein Lifestyle. Jeder dampft sein ganz individuelles Modell, mischt sich sein ganz individuelles Liquid. D.h. es gibt also eine Abgrenzungsbewegung gegenüber den normalen Rauchern, aber auch gegenüber allen Nichtrauchern. Die Dampfer erscheinen deshalb sozusagen als die „gesünderen“, moderneren Raucher, und insofern passt ihr Verhaltensmuster auch zum Lifestyle der vermeintlich ohne Verzicht auskommenden, gesundheitsbewussten Avantgarde. Es ist Ausdruck einer hedonistischen Einstellung, die den Anspruch erhebt, irgendwie vernunftgeleitet zu sein. Aber ist dieser Anspruch auch faktisch gerechtfertigt?
Zumindest der bisherigen Studienlage zufolge, scheint das Dampfen tatsächlich „gesünder“ zu sein als das normale Rauchen. Je nachdem, ob man mit oder ohne Nikotin dampft und wie hoch man die Betriebstemperatur des jeweiligen Geräts einstellt, werden eben mehr oder weniger Schadstoffe inhaliert. Leider fehlen jedoch immer noch Langzeitstudien, die verlässliche Aussagen über die Auswirkungen des Dampfens liefern könnten. Für manche Raucher scheint das Dampfen jedenfalls eine Alternative für den Zigarettenkonsum zu sein, mindestens jedoch eine Möglichkeit, das Rauchen aufzugeben. Und insofern scheint diese Praktik in der Tat auch irgendwie vernünftiger.
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